RESET | Aussteiger aus der rechten Szene berichten – Die Köpfe dahinter
RESET | Aussteiger aus der rechten Szene berichten – Die Köpfe dahinter
Zu Gast im MHMD waren: Zwei Aussteiger aus der rechten Szene, Michael Ankele (Vorsitzender Projekt 21 II e.V.) und Kriminalhauptkommissar Traut, OAZ Görlitz
Das Bild vom Neonazi in Springerstiefeln und Bomberjacken muss heute um eine vielschichtige rechte Subkultur erweitert werden, die sich in- und außerhalb der NPD in losen Gruppen und Cliquen organisiert. Autonome, Kameradschaften, Wehrsportgruppen und sich intellektuell gebende Internetforen stellen sich in ihrer Nachwuchsgewinnung geschickt auf unterschiedliche Zielgruppen ein. Wie sie gezielt angesprochen und „geködert“ wurden, wie sie dann immer tiefer im rechten Sumpf versanken und wie schwer es ist, aus dieser Szene wieder herauszukommen, berichteten an diesem Abend zwei Aussteiger aus der besonders gewaltaffinen rechten Straßenszene sowie aus der eher politischen rechten Szene. Ergänzt wurden ihre Insider-Schilderungen durch Erfahrungsberichte von Michael Ankele, Gründer und Betreuer der Aussteiger- und Präventionsprojekte vom Verein Projekt 21 II und von Kriminalhauptkommissar Traut, OAZ Görlitz.
Die Köpfe dahinter
Das Forum war dank der routinierten Moderation von Dr Pieken (künstl. Leiter des MHM), mit ca. 20 NS-Teilnehmern, ein großer Erfolg. Auch deshalb, weil die üblicher Störungen durch NS, wegen der geschickten Führung ausblieben.
Das Forum gab dem Verein die Möglichkeit seine Arbeit vor- und darzustellen. Und es ermöglichte die „Aussteiger“- Projektarbeit öffentlich zu machen. Die im Mittelpunkt stehenden „David“ und „Willhelm“ haben ruhig und sehr souverän die Fragen des Moderators und aus dem Publikum beantwortet.
David
David ist Aussteiger aus einer unabhängigen NS-Szene im Osten des Freistaates Sachsen. Er hat auch Erfahrungen in der JN-Szene der Region gesammelt und schied aus ihr aus, weil es ihm zu „langweilig“ dort zuging! Er hat mit mehr als 40 Veranstaltungen die nötige Routine und ist es auch gewöhnt, vor NS-Publikum aufzutreten. Er ist seit 6 Jahren im Präventionsteam aktiv tätig. David lässt sich derzeit zum Koch ausbilden.
Willhelm
Anders ist es bei Willhelm. Er wurde von den sogenannten „Freien Kräften“ rekrutiert und gehört zu den Aussteigern die erst vor kurzer Zeit ausgestiegen ist. In den Zirkeln dieser Politszene ging es sehr intelektuell, aber auch fanatisch zu. Willhelm war vor einiger Zeit über seine Schwester mit mir in Kontakt gekommen und führte ein längeres Gespräch, mit einem unserer präventiv aktiven Aussteiger. Dieser konnte ihn nicht zum Ausstieg überreden, aber der Kontakt blieb lose über die Schwester und Mutter bestehen. Er ist erst seit ein paar Monaten im Team und hat ein halbes Dutzend Präventionsveranstaltungen absolviert. Besonders bemerkenswert war sein Auftreten, während einer 2 tägigen Veranstaltungsreihe in NRW. Das Publikum war von seinem sachlichen, sehr ehrlichen,aufrichtigen und korrekten Auftreten beeindruckt. Der Veranstalter hat das Aussteigerpräventionsteam “ad-acta” vom Verein Projekt 21 II e.V. deshalb wenige Monate später zu einer 2. Veranstaltungsreihe geladen.
Kriminalhauptkommissar Traut
Kriminalhauptkommissar Traut hat Kontakt seit 2006 zum Projekt. Von Anfang an unterstützte er die Aussteigerarbeit. Er hat mit seinem Wirken wesentlich zur Weiterentwicklung des Projektes beigetragen. Seine fachlichen Ratschläge und Begleitung hatten erheblichen Einfluss auf unsere Arbeit. Besonders schärften sie das Verständnis der Akteure, auch einmal aus polizeilicher Sicht die Arbeit zu sehen.