Warum aus Kindern Neonazis werden

Warum aus Kindern Neonazis werden

Thomas Trappe für den „tagesspiegel“.

Bei den Rechten suchen Jungen nach Vaterersatz, sagen Experten – und raten den Familien: Gebt eure Söhne nie auf! Besuch bei Eltern, die genug Geduld hatten

Ramona Bayer* merkte lange nichts, oder wollte nichts merken. Die seltsame Musik, die ihr pubertierender Sohn hörte, die Springerstiefel, die er trug, die Reichskriegsflagge im Kinderzimmer – all das ignorierte sie über Monate, bis es ihr plötzlich zu viel wurde. Ramona Bayer ist eine temperamentvolle Frau: Eines Tages nahm sie Roberts* Nazi-Devotionalien einfach, darunter CDs der Band „Landser“, und verbrannte sie. „Wir hatten einen sehr guten Ofen“, sagt die 43-Jährige.

Doch das Problem ließ sich so nicht lösen. Robert traf sich weiter mit seinen neuen Freunden, jungen Rechtsradikalen aus dem Nachbardorf; die Familie lebte damals in einer kleinen Ortschaft im sächsischen Teil der Oberlausitz.

Ramona Bayer hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihrem Sohn gehabt, aber nun erreichte sie ihn nicht mehr.

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Michael Ankele vom Aussteigerprojekt „21 II“ hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten jungen Neonazis eine regelrecht holzschnittartige Entwicklung durchmachen. An deren Ende steht meist die Erkenntnis, in einer Sackgasse gelandet zu sein. „Das geht denen spätestens dann auf, wenn sie den unvermeidlichen Assi-Sumpf erreicht haben“, sagt Ankele. An diesem Punkt der Verzweiflung „sind die Eltern der einzige verbliebene bürgerliche Bezugspunkt.“ Das Problem: Die wenigsten Eltern verstehen das – und verpassen deshalb die manchmal letzte Chance, ihr Kind zu retten. Gerade im Moment der größten Distanzierung hätten viele Jungen keinen sehnlicheren Wunsch, als von ihren Eltern rausgeholt zu werden.

 

In diesem Zusammenhang eine Dokumentation von Nicola Graef:

Der Feind im Haus – Wenn aus Kindern Nazis werden

 

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

Teil 5